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Translators without Borders (TWB): Übersetzung als Beitrag zur Krisenbewältigung

Kennt man die Sprache nicht, ist man als Helfender und als Hilfesuchender plötzlich hilflos. Diese Einsicht verleitete zwei Übersetzerinnen im Jahr 1993 in Frankreich zur Gründung der Organisation „Traducteurs sans Frontières“. Mittlerweile befindet sich der Hauptsitz in den USA. Die Organisation ist weltweit bekannt als „Translators without Borders“ (TWB) oder zu Deutsch: „Übersetzer ohne Grenzen“. Heute möchten wir Ihnen diese außergewöhnliche Non-Profit-Organisation gerne vorstellen…

Die Vision: Eine Welt ohne Sprachbarrieren

Jeder, der in der Übersetzungsbranche zuhause ist, weiß: das richtige Wort zählt. Und jeder, der schon einmal in einem fremden Land zu Gast war, weiß: das richtige Wort öffnet Türen. Spricht man die Landessprache nicht, können wichtige Türen durchaus verschlossen bleiben. Das richtige Wort hingegen fördert die Beziehungen zwischen den Menschen. Es ist damit der Schlüssel zur Weitergabe von Wissen.

Die unabhängige Non-Profit-Organisation „Translators without Borders“ (TWB) wurde ursprünglich 1993 von Lori Thicke und Ros Smith-Thomas als „Traducteurs sans Frontières“ in Paris gegründet. Mittlerweile befindet sich der Sitz in den Vereinigten Staaten in Danbury, Connecticut.

Damals veranlasste eine Übersetzungsanfrage von „Ärzte ohne Grenzen“ die beiden Gründerinnen dazu, ihre übersetzten Texte der Hilfsorganisation kostenfrei zur Verfügung zu stellen, mit anderen Worten: zu spenden. Einzige Bedingung: die auf diese Art frei gewordenen Mittel sollte „Ärzte ohne Grenzen“ im Gegenzug direkt in die humanitäre Hilfe stecken. Die Idee der Übersetzung als Sachspende war geboren.

Seither wurden viele Millionen Wörter für mehr als 490 unabhängige Hilfsorganisationen übersetzt. Das Netzwerk von bereits über 3000 aktiven, freiwilligen Übersetzern deckt etwa 190 verschiedene Sprachkombinationen ab.

 

Was tun, wenn einfach keine Übersetzer für eine Sprache zur Verfügung stehen?

Doch für viele Sprachen – wie z.B. das in Ostafrika von immerhin etwa 80 Millionen Menschen gesprochene Kisuaheli oder auch Rundi, die Muttersprache der meisten Menschen in Burundi – gibt es noch gar keine oder nur sehr wenige professionelle Übersetzer. Also auch nur wenige Freiwillige.

TWB setzt für Texte solcher Sprachen bezahlte Übersetzer ein bzw. bildet erst einmal Übersetzer oder Dolmetscher in den entsprechenden Sprachen aus (s.a. TWB-Blogpost “Witnesses to a struggle: Rundi translators are transforming lives”). Der positive Nebeneffekt: durch die sprachmittlerische Tätigkeit erschließt sich diesen angehenden Übersetzern später eine zusätzliche Einkommensmöglichkeit.

Zu Anfang dieses Prozesses entstehen der nicht kommerziell arbeitenden Organisation natürlich erst einmal Kosten. Diese werden durch Geldspenden abgedeckt.

 

Lebenswichtige Informationen – in der richtigen Sprache, zur rechten Zeit

TWB hat es sich zur Aufgabe gemacht, weltweit operierende NGOs mit Übersetzungen für die Bereiche Gesundheit, Bildung, Entwicklung und Recht zu unterstützen. So können Sprachbarrieren überwunden werden und der freie Zugang zu wichtigen Informationen wird wirklich jedem ermöglicht.

Gerade in Krisengebieten ist das entscheidend. Denn dort kann Wissen nicht nur ein kostbares, sondern sogar ein lebensnotwendiges Gut sein. Und gerade diejenigen, die es bei solchen Katastrophen oft am härtesten trifft – nämlich die Ärmsten der Armen – sprechen in der Regel ausschließlich ihre Muttersprache. Das ist in vielen Ländern nicht unbedingt die offizielle Amtssprache.

Krisenherde, wo gespendete Übersetzungen der Translators without Borders helfen konnten, waren beispielsweise in Haiti nach dem Erdbeben von 2010. Die unter der staatlich eingerichteten Notfallnummer eingehenden 40.000 Nachrichten und Hilferufe waren vor allem auf Kreol. Eine Sprache, die von den Katastrophenhelfern nicht verstanden wurde. Auf den Philippinen nach Taifun Haiyan oder in den vom Ausbruch des Ebola-Virus betroffenen Regionen Westafrikas wurden und werden die gespendeten Übersetzungen auch dringend benötigt (siehe Ebola-Poster rechts).

 

Aktuelles Beispiel: die Glossar-App “TWB Glossary for Bangladesh”

Im Juni 2018 wurde für die Flüchtlinge und humanitären Helfer in der krisengeschüttelten Rohingya-Region eine Glossar-App gelaunched. Sie enthält jeweils 180 Einträge in den fünf dort gesprochenen Sprachen (neben Rohingya auch Englisch, Bengali, Burmesisch und Chittagoni). Sie liegen für den Nutzer auch als Audiodateien vor. Es handelt sich dabei um Begriffe zu lebenswichtigen Themen wie Wasser, sanitäre Anlagen oder Hygiene.

Ein wichtiger Punkt: diese von Translators without Borders gemeinsam mit Oxfam ins Leben gerufene App ist sowohl online als auch offline verwendbar. Das ermöglicht deren Nutzung auch bei schlechtem Internetzugang in den Flüchtlingslagern. Zukünftig soll die Datenbank u.a. noch um die Wortfelder Ernährung und Gesundheit erweitert werden.

 

Welche Organisationen unterstützt TWB mit Übersetzungen?

Doch die Spende ist an gewisse Voraussetzungen geknüpft. So dürfen die von TWB unterstützten Hilfsorganisationen weder politisch noch religiös motiviert sein. Auch dürfen sie nicht kommerziell tätig sein, um als förderungswürdig eingestuft zu werden. Bei den meisten handelt es sich um Krisenorganisationen, oder solche, die sich mit Themen wie Bildung und Gesundheit befassen. Zu den etwa 490 Begünstigten zählen neben Ärzte ohne Grenzen auch Oxfam oder Save the Children.

Wir finden, der TWB-Ansatz einer Welt ohne Sprachbarrieren verdient Unterstützung! Finden Sie nicht auch? Es gibt so viele Möglichkeiten zu helfen: Geldspenden, Sachspenden, selbst einen Spendenaufruf starten, sich als freiwilliger Übersetzer melden, Sponsoring…

Worauf warten Sie noch? Alle wichtigen Informationen finden Sie auf:

https://translatorswithoutborders.org

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